Eine besondere Attraktion im Schloßpark Wilhelmshöhe
Die Löwenburg ist eine besondere Attraktion im Schloßpark Wilhelmshöhe, der
Burghof dient an lauen Sommerabenden als Kulisse für romantische Musik.
Entstanden ist sie 1793 bis 1806: Alle Welt schwärmte damals für Ruinen, und
so ließ Wilhelm sich eben eine bauen. Heute birgt sie eine Sammlung alter
Waffen und Casseler Porzellans.
(MERIAN, S. 68)
Ursprünglich wollte der fürstliche Bauherr Wilhelm die im letzten Viertel des
Jahrhunderts Deutschlands beherrschende sentimentale Ruinenschwärmerei am
Wilhelmshöher Schloßbau zum Ausdruck bringen. Glücklicherweise kam er davon
wieder ab. Statt dessen ließ er im Jahr 1793 die Löwenburg als Ruine einer
mittelalterlichen englischen Ritterburg erbauen. Goethe, der oft den
Weißenstein besuchte, hatte im vierten Aufzug des Faust, zweiter Teil, wo
Mephistopheles ihm die Örtlichkeit der Sinnenlust ausmalt, den Weißensteiner
Lustpark im Auge.
Wenn man weiß, daß der Bau der Löwenburg dem Verlangen des Fürsten entsprang,
mit seiner Favoritin Karoline von Schlotheim und anderen Mätressen allein zu
sein, so haben die Schlußverse der Mephistophelischen Überredungskunst
überzeugende Beweiskraft:
Dann aber ließ ich allerschönsten
Fraun
Vertraut-bequeme Häuslein baun;
Verbrächte da grenzenlose Zeit
In allerliebst-geselliger Einsamkeit.
Ich sage Fraun; dann ein für allemal
(Heidelbach, 208)
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