Der Weißensteinflügel
Im ältesten Teil des Schlosses Wilhelmshöhe,
im sogenannten Weißensteinflügel, konnten die
Kriegsschäden relativ schnell behoben werden.
Die in ursprünglicher Form restaurierten Räume
wurden schon 1955 als Schloßmuseum eröffnet.
Alle Möbel sind von sehr guter Qualität. Sie
stammen noch aus der ersten Ausstattung im Louis-seize-Stil
und im englischen Geschmack, den das hessische
Fürstenhaus seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
bevorzugte. Aber auch das Empire der Jerome-Zeit
und der Restauration nach 1815 wird reichlich
gezeigt. Die Einrichtungen belegen gut den schnellen
Wechsel im höfischen Wohnstil von 1760 bis 1830.
Berühmte Kunsttischler, wie Abraham und David
Roentgen, auch die Kasseler Johann Ruhl, der
Vater des Bildhauers Johann Christian Ruhl und
Friedrich Wichmann sind mit ihren Arbeiten vertreten.
Glas, Porzellan und Steingut aus hessischen und
berühmten auswärtigen, auch seltenen Manufakturen
vervollständigen das Bild von Reichtum und Geschmack
des hessischen Fürstenhauses, sie beweisen aber
auch die Leistungsfähigkeit des heimischen Kunsthandwerks.
Der Weißensteinflügel besaß immer eine wertvolle
Gemäldesammlung, von der das "Tischbeinzimmer" noch
den ursprünglichen Eindruck vermittelt. Neben
dem Kasseler Hofmaler und Akademiedirektor Johann
Heinrich Tischbein d.Ä. (1722-1789) sowie seinen
Schülern und Nachfolgern sind auch Werke Jean
Baptiste Oudrys (1686-1755), des bayrischen Hofmalers
George Desmarees, des Akademiedirektors von Kopenhagen
und Stockholm Carl Gustav Pilo (1712-1793), des
Frankfurter Malers Franz Hochecker, des Goethe-Freunds
Philipp Hackert und Johann Heinrich Bleulers
zu sehen.
Eine Sammlung
wertvoller Skulpturen ist als Dekoration über die Räume verteilt und zeigt
die Entwicklung des Klassizismus von den Kopien
zu den selbständigen Werken der Bildhauer Johann
Wolfgang Heyd, Johann Christian Ruhl, Antonio
Canova und des Kasseler Spätklassizisten Werner
Henschel. Marmorfiguren und Vasen aus England,
auch englische Terrakotten ergänzen diese Sammlung.
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